Städtische Mitarbeiter im Fadenkreuz: Welche Lösungswege gibt es für die Gewaltspirale?

Städtische Mitarbeiter in NRW sind Angriffen ausgesetzt. Maßnahmen wie Körperkameras und Training sollen helfen, die Gewaltspirale zu durchbrechen.

Städtische Mitarbeiter werden von Sicherheitskräften zu einem Termin begleitet.
© picture alliance/dpa | Paul Zinken

Gewalt gegen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst: Aktuelle Herausforderungen und Ursachen

Die Gewalt gegen städtische Mitarbeiter hat in Städten wie Köln, Düsseldorf und Dortmund alarmierende Ausmaße angenommen. In Köln wurden über 200 Fälle von verbalen und physischen Angriffen registriert, während Düsseldorf einen Anstieg der Vorfälle um 15 Prozent verzeichnete. Experten führen diese Zunahme auf gesellschaftliche Spannungen, Frustration über bürokratische Prozesse und eine allgemeine Zunahme von Aggressionen im öffentlichen Raum zurück.

Gewalt gegen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst: Lösungswege und Schutzmaßnahmen

Um die Sicherheit der städtischen Mitarbeiter zu erhöhen, haben Städte in NRW verschiedene Maßnahmen ergriffen. Köln hat ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Ordnungsbeamte mit Bodycams ausgestattet werden, um Vorfälle besser dokumentieren und abschrecken zu können. Diese Technologie ermöglicht eine objektive Erfassung von Konfliktsituationen und kann sowohl präventiv als auch im Nachgang zur Aufklärung beitragen.

Düsseldorf setzt verstärkt auf Deeskalationstraining für Mitarbeiter. Diese Schulungen sind darauf ausgelegt, Konfliktsituationen frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen, bevor sie eskalieren. Durch den Einsatz von Kommunikationstechniken und psychologischen Strategien können Mitarbeiter sicherer agieren und potenzielle Gefahren minimieren.

In Dortmund wird über den Einsatz von Sicherheitspersonal in besonders gefährdeten Bereichen diskutiert. Diese Maßnahme soll eine direkte physische Präsenz schaffen, die sowohl abschreckend wirkt als auch im Ernstfall eingreifen kann. Zusätzlich wird die Zusammenarbeit mit der Polizei intensiviert, um schnelle Reaktionszeiten und Unterstützung zu gewährleisten.

Die persönlichen Erfahrungen eines Straßenwärters

Straßenwärter Ludger Bruns von der Autobahn GmbH
Ludger Bruns ist Straßenwärter. Er erlebt imme häufiger Angriffe verbaler und körperlicher Natur.© Autobahn Westfalen
Ludger Bruns ist Straßenwärter. Er erlebt imme häufiger Angriffe verbaler und körperlicher Natur.
© Autobahn Westfalen

Straßenwärter Ludger Bruns berichtet von einem Vorfall, bei dem ein LKW-Fahrer ihn während der Reinigung eines Parkplatzes an der A31 mit einem Fleischerhaken bedrohte. Bruns konnte im letzten Moment ausweichen und rief seine Kollegen zur Unterstützung. Er sagt: "Natürlich hab ich Angst um meine Gesundheit gehabt." Solche Angriffe sind zwar nicht alltäglich, doch Übergriffe auf Straßenwärter nehmen zu. Heiko Kemper, Leiter der Autobahnmeisterei, bestätigt, dass das Klima auf den Straßen rauer wird, was auf den steigenden Verkehr und den Druck auf LKW-Fahrer zurückzuführen ist. Trotz der Herausforderungen wünschen sich Straßenwärter wie Bruns mehr Respekt und Rücksichtnahme für ihre Arbeit.

© RADIO NRW

Unterwegs mit dem Ordnungsamt Aachen

Im Rahmen unserer Serie "Eure Helden & Helfer" waren wir auch mit dem Ordnungsamt Aachen unterwegs. In diesem Beitrag erzählen euch Lena Lennartz und Gerrit Voigtsberger, wie sie sich vor Übergriffen schützen und berichten über die Bodycams, die seit einigen Monaten auch zum Einsatz kommen.

Lena Lennartz und Gerrit Voigtsberger sind für das Ordnungsamt in Aachen angestellt. Seit einem halben Jahr sind sie zu ihrem Schutz auch mit Bodycams ausgestattet.
Lena Lennartz und Gerrit Voigtsberger sind für das Ordnungsamt in Aachen angestellt. Seit einem halben Jahr sind sie zu ihrem Schutz auch mit Bodycams ausgestattet.© Kimberly Kahle
Lena Lennartz und Gerrit Voigtsberger sind für das Ordnungsamt in Aachen angestellt. Seit einem halben Jahr sind sie zu ihrem Schutz auch mit Bodycams ausgestattet.
© Kimberly Kahle
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Was ein Bürgermeister schon erleben musste

Bürgermeister Erik Lierenfeld von Dormagen hat in seiner Amtszeit zahlreiche Gewalttaten und bedrohliche Vorfälle erlebt. Die Spannungen begannen mit Beleidigungen und Drohungen und eskalierten zu körperlichen Auseinandersetzungen. Besonders während der Corona-Pandemie wurde er zur Zielscheibe von Anfeindungen, da viele Menschen mit seinen Entscheidungen unzufrieden waren. Lierenfeld erhielt sogar Todesdrohungen, darunter ein Foto eines Galgens mit dem Hinweis, er könnte der nächste sein.

Bürgermeister Erik Lierenfeld aus Dormagen© Jens Rustemeier
Bürgermeister Erik Lierenfeld aus Dormagen
© Jens Rustemeier

Im Dormagener Rathaus kam es zu Übergriffen, bei denen ein Mann versuchte, sich im Ausländeramt anzuzünden und Spiritus auf Mitarbeiterinnen spritzte. In einem anderen Vorfall wurden Mitarbeiter mit einem Baseballschläger bedroht. Diese Ereignisse führten dazu, dass ein Sicherheitsdienst das Rathaus überwacht. Trotz der Bedrohungen bleibt Lierenfeld standhaft und betont, dass das Nachgeben gegenüber Gewalt den größten Schaden für die Demokratie darstellen würde.

Darum geht es in dem Artikel

  • Angriffe auf städtische Mitarbeiter in NRW steigen.
  • Ursachen: gesellschaftliche Spannungen, Bürokratiefrustration.
  • Mögliche greifende Maßnahmen: Körperkameras, Deeskalationstraining.
  • Langfristige Strategien und gesellschaftlicher Wandel nötig.

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